Am Fuß der Blauen Berge

15 07 2011
Rodeo in Laramie - BareBack Riding

Rodeo in Laramie - BareBack Riding

„Komm, wir satteln die Pferde und reiten nach Laramie …“ Den meisten von Euch dürfte dieser Spruch vertraut sein. Und genau in dieser legendären Westernstadt haben wir nun eine tolle Zeit verbringen dürfen, mit einem großen Stadtfest, einem echten Rodeo und viel Musik. Und da unsere Blog irgendwie immer länger werden, haben Angelika und ich uns das diesmal häppchenweise aufgeteilt. Und ich fange einfach mal mit Cowboys und Wildem Westen an, denn da steckt auch eine Menge meiner Kindheit drin …
Jeden Sonntag um 15.15 Uhr war es soweit, und eine neue Folge der Westernserie „Am Fuß der Blauen Berge“ holte uns alle an den Fernseher. Anfang der 60er Jahren in Schwarz-Weiß, Ende der 60er in Farbe. Und da kommt auch der obige Spruch her, denn die Serie hieß im Original „Laramie“ und spielte natürlich auch dort. Hauptpersonen waren Slim Sherman (John Smith) und Jess Harper (Robert Fuller),

Slim & Jess im Kampf für das Gute

Slim & Jess im Kampf für das Gute

die gemeinsam eine Postkutschen-Station über Wasser hielten und sich nebenbei noch mit Jims kleinem Bruder Andy, dem alten Jonesy und natürlich Miss Daisy Cooper herumärgern durften. (Hier gibt’s noch mehr dazu :-)
Das war absoluter Kult, und Jess alias Robert Fuller war einer der ganz großen Helden meiner Kindheit. Beim Cowboyspielen in den Gelsenkirchener Hinterhöfen wollte ich immer Jess sein, und ich hatte auch seinen Bravo-Starschnitt, zumindest teilweise . Robert Fuller, der auch mehrfach Bravo-Fernsehstar des Jahres war, lebt übrigens noch, ist heute 77 Jahre alt und lässt es sich auf seiner eigenen Farm in Texas gut gehen. Der Laramie-Spruch ist in den offiziellen Sprachgebrauch eingegangen, und selbst Udo Lindenberg legte auf seinem famosen Album „Ball Pompös“ Charles Bronson den Satz in den Mund: „Steig auf, Baby, wir reiten nach Laramie, die Sonne putzen!“

Als wir uns von Cheyenne kommend, wo wir uns als gute Touristen zunächst noch das Capitol von Wyoming angeschaut hatten,

Capitol und Wahrzeichen von Wyoming

Capitol und Wahrzeichen von Wyoming

allmählich Laramie näherten, war ich richtig aufgeregt. Und es sah wirklich so aus, wie ich es aus den Filmen in Erinnerung hatte. Grüne Landschaft mit einzelnen Felsen, auf den weiten Weiden sympathische Pferde und schmackhafte Rinder, und selbst die fernen Berge waren tatsächlich blau.

freundliche Pferde, im Hintergrund die Kühe und die Berge ....

freundliche Pferde, im Hintergrund die Kühe und die Berge ....

Und auch die Stadt, die heute mit 25.000 Einwohnern immerhin die drittgrößte des Staates Wyoming ist (das allerdings in den USA hinter Alaska der bevölkerungsärmste Staat ist), machte einen netten und umtriebigen Eindruck. Viele historische Fassaden, in denen aber noch echtes Leben steckt.

Und pünktlich zum großen Stadtfest (über das Angelika separat berichtet) war auch ein großes Rodeo angesagt, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Denn hier ging es nicht um eine Touristen-Vorführung, sondern geboten wurde ein offizieller Wettkampf der hochoffiziellen US-Rodeo-Serie. Vormittags waren die Amateure dran, und weil das nur wenige Zuschauer interessierte, konnten wir hier alles aus nächster Nähe verfolgen. Beim „Tie Down Roping“

TieDown ... oder war das Calw-Roping ... egal ;-)

TieDown ... oder war das Calw-Roping ... egal 😉

werden kleinere Stiere mit dem Lasso umgelegt und dann fachmännisch gefesselt, und das in 10 bis 15 sec. Beim „Team Roping“ teilen sich zwei Cowboys die Aufgabe;

Team Roping

Team Roping

einer wirft sein Lasso über das Horn, der andere um das Hinterbein. Das klappt aber ziemlich selten, denn der Jungstier hält irgendwie nicht still …

Und abends durften dann die Profis ran. Aber natürlich erst nach feierlicher Eröffnung mit Nationalhymne, Flaggenparade und Huldigung ans Militär.

Flaggenparade

Flaggenparade

Die große Tribüne war gut gefüllt mit Einheimischen, die sich zu Beginn mit Pappkartons voll Chillie-Nachos, Burritos, Hot Dogs, Funnel-Cake, Lemonade, Root-Beer und Beer eingedeckt hatten. Ich denke, wir waren die einzigen Touristen unter den ca. 2.000 Zuschauern.

Zunächst stand die „Nachwuchsarbeit“ an. Kleine Jungens unter fünf Jahren wurden, von ihren Eltern angestachelt, auf ausgewachsene Schafsböcke gesetzt und in die Manege gejagt.

der Rodeo-Nachwuchs

der Rodeo-Nachwuchs

Die Kids hielten sich verkrampft im Schafffell fest, bis sie mehr oder weniger spektakulär abgeworfen wurden. Angelika und mir stockte der Atem, aber das Publikum applaudierte begeistert. Und offensichtlich ist bei dieser „Cowboy-Weihe“ außer einigen Tränen und Schrammen nichts passiert. Danach bekam jeder einen Pokal, unendlich viel Schulterklopfen und durfte sich mit richtigen Cowboys fotografieren lassen. Es zeigt sich mal wieder, dass vom Aussterben bedrohte Spezies eine Menge für die Erhaltung ihrer Art tun.

soviel zur Arterhaltung :-)

soviel zur Arterhaltung 🙂

Und dann ging es dann richtig zur Sache, denn dank fleißiger Sponsoren stehen hohe Preisgelder zur Verfügung. Besonders spektakulär natürlich das „Bareback Riding“ und das „Saddle Bronc Riding“,

Saddle-Bronc-Riding

Saddle-Bronc-Riding

wo sich die Cowboys – mit und ohne Sattel – 10 sec. stilvoll auf bockigen Wildpferden halten müssen. Unfassbar, was die drauf haben! Und sehr verständlich, dass die Wirbelsäulen der meisten Rodeo-Profis mit 40 bereits ruiniert sind. Unglaublich dann auch das „Bull Wrestling“, bei dem sich die Jungens direkt vom Pferd auf die Jungstiere werfen, diese bei den Hörnern packen, umlegen und fesseln. Großer Höhepunkt war dann zum Abschluss das Bull Riding, bei der jede Sekunde, die sich der Cowboy auf dem riesigen  Bullen hält, frenetisch gefeiert wird. Und einer hat sogar die 10 sec. geschafft … Respekt!

Dann gab es noch einen mehr oder weniger witzigen Rodeo-Clown, blond-gelockte Rodeo-Prinzessinnen und einen tollen Regenbogen über dem Stadion.

Reiten unterm Regenbogen

Reiten unterm Regenbogen - aber die Tribüne war überdacht!

Und da wir unseren Denkapparat zeitweise einfach abgeschaltet haben, haben wir mit Kinderaugen gestaunt und einen tollen Abend erlebt. Ach ja, noch eine kleine Beobachtung am Rande: Ganz so traditionell-puristisch geht es bei den Cowboys dann doch nicht zu: Kaum einer, der nicht sein Handy mit im Sattel hatte und von dort fleißig telefonierte. Wir haben dann den Begriff der „Cell phone-Cowboys“ geprägt.

Summary for our American friends:
„Let’s saddle the horses, we’re riding to Laramie …“ Nearly everybody in Germany knows this famous words because the western serie „Laramie“ was a big success in Germany in the sixties of the last century.  And in this legendary western town Angelika and me have spent a wonderful time: with the Laramie Jubilee Days, an official rodeo and a lot of music.



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2 Antworten zu “Am Fuß der Blauen Berge”

  • Tina RiRo sagt:

    Hallo Klaus, Peter sagt „Danke“ und erinnert sich gerne an die Pferde, die nach Laramie ritten, in Schwarz- Weiß mit einer Umschalttaste für UHF und VHF!/ er glaubt es war Kanal 9…..klasse Schilderung dieses Ereignisses. Besonders gut haben mir die Kids auf dem Schafbock gefallen, auch wenn mir sicherlich ebenfalls das Herz gestockt hätte.
    Wir lesen diesen Blog bei lauen Temperaturen auf der Terrasse unserer Ferienwohnung in Binz, haben gerade gegrillt, hören Life Musik von einem Hotel ganz in der Nähe hier, ein Gitarrist spielt Klassiker, unter anderem „Heart of Gold!“ und denken an euch…..
    ganz liebe Grüße
    Tina und Peter

  • Toller Beitrag über Wyoming, über Laramie und vor allem über die Erwähnung des Namens der gleichnamigen Fernsehserie, die hier unter dem Namen „Am Fuß der blauen Berge“ lief. Ich war einer ihrer größten Fans; sie hat mich nie los gelassen. Nun ist mein erstes Buch mit dem Titel „Sherman-Ranch, Laramie“ zu dem Thema im Persimplex-Verlag erschienen. Meine Geschichten erzählen, wie es dort etwa 10 Jahre später weiter geht…

    Viele Grüße
    Jessica James

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